Schranken abbauen - auch im World Wide Web

David Rossé ist sehbehindert, wie etwa 377’000 Menschen in der Schweiz. Seit vier Jahren ist er bei Swisscom in der Abteilung für Corporate Responsibility für Barrierefreiheit und digitale Inklusion zuständig. Diese verantwortungsvolle Funktion übt er mit viel Engagement und einer grossen Portion Pioniergeist aus.

David Rossé, wie würden Sie Ihre Aufgabe bei Swisscom umschreiben?

Ich bin für die Barrierefreiheit verantwortlich und kümmere mich in erster Linie um die Websites und Anwendungen von Swisscom. Unsere neuste Errungenschaft: seit kurzem ist das Kundencenter barrierefrei. Im Moment sind wir daran, auch die TV-Box und die TV-Air-App für Menschen mit Einschränkungen besser nutzbar zu machen. So prüfen wir zum Beispiel das Potenzial des neuen Smart Speakers und untersuchen, wie dieser von Menschen mit Sehbehinderungen eingesetzt werden kann.

David Rossé

Was sind die wichtigsten Aspekte von Barrierefreiheit?

Wenn man von Barrierefreiheit spricht, meint man damit meistens, dass Websites und Applikationen für Menschen mit Einschränkungen zugänglich sein sollen. Das ist allerdings schwieriger, als man denkt und setzt viele Tests voraus. Wir führen Workshops durch, zu denen wir Nutzerinnen und Nutzer mit Behinderungen einladen. Es geht ja nicht nur darum, Inhalte lesen zu können, sondern auch darum, Funktionen und Bedienelemente steuern zu können, etwa via Sprachsteuerung. Ein wichtiger Fokus unserer Arbeit besteht darin, unsere Websites und Apps für Bildschirmleseprogramme zu optimieren.

Gibt es Farben, welche die Barrierefreiheit erschweren?

Es geht weniger um einzelne Farben, als um Farbkombinationen. Ich arbeite eng mit unseren Entwicklern und Designern zusammen. Gemeinsam sind wir um die Optimierung von Kontrast, Farben und Schrift besorgt. Bei Swisscom richten wir uns nach dem internationalen Standard für Barrierefreiheit, dem WCAG. Dieser hat sich allerdings noch nicht wirklich durchgesetzt. In der Schweiz sind weniger als 5% aller Websites barrierefrei, da eine konsequente Umsetzung oft mit grossen Kosten verbunden ist.

Warum legt Swisscom Wert auf dieses Thema?

Ein Grund ist sicher unser gesetzlicher Auftrag als Grundversorgerin für die Telekommunikation. Wir möchten, dass möglichst alle unser Angebot uneingeschränkt nutzen können. Deshalb sind wir bereits seit rund 15 Jahren in diesem Bereich engagiert.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Aufgabe?

Ich geniesse es, mit den verschiedensten Teams in der Swisscom zusammenzuarbeiten und intern Know-how aufbauen zu können. Erstaunlicherweise wird Barrierefreiheit an den Universitäten und Fachhochschulen nur wenig gelehrt, deshalb schulen wir unsere Mitarbeitenden selbst. Insofern kommt unserem Team - und in einem grösseren Zusammenhang auch der Swisscom - so etwas wie eine Pionierrolle zu. Auch privat engagiere ich mich dafür, dass die technischen Hilfsmittel noch bekannter werden, zum Beispiel im Verein Apfelschule.

Und wahrscheinlich geht Ihnen die Arbeit auch künftig nicht aus?

In der Tat! Unsere Arbeit beginnt nämlich immer wieder von neuem. Bei jedem Release einer Applikation oder einer Funktion muss die Barrierefreiheit wieder integriert werden.

Ist das nicht anstrengend?

Einerseits ja – aber ich erhalte auch sehr viel gutes Feedback. Die Kolleginnen und Kollegen bei Swisscom sind offen und motiviert, mehr zu diesem Thema zu lernen. Denn eines ist klar: es ist sehr wichtig, dass Menschen mit Behinderungen arbeiten können. Oft ist das einer ihrer grössten Wünsche, gerade in der Schweiz, wo die Identität so stark über den Beruf definiert wird. Und tatsächlich sind rund 80% der Menschen mit Sehbehinderungen im Arbeitsleben integriert. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich meinen Teil zur digitalen Inklusion beitragen kann.

Mehr Informationen zum Commitment von Swisscom im Bereich Corporate Responsibility finden sich hier.