Unterwegs mit dem Gantrischkurier

Wer zwischen Belp, Schwarzenburg und Bern Güezi oder Konfitüren aus dem Gantrisch kauft, hat dies nicht zuletzt Adrian Stämpfli zu verdanken, dem Gantrischkurier. Für #unbeschränkt hat er uns mit auf seine frühmorgendliche Auslieferungsrunde genommen.

«Gö mer?» Adrian Stämpfli, 27, steht in der Werkstatt der Stiftung Bernaville in Schwarzenburg und ist abfahrtbereit, es ist kurz vor acht Uhr morgens. Er fährt seit einem halben Jahr für den Gantrischkurier. «Sie sind zufrieden mit mir.» Der Gantrischkurier ist ein Angebot des Naturparks Gantrisch und transportiert zertifizierte regionale Produkte aus dem Gantrischgebiet zu den Verkaufsstellen. Normalerweise fährt der Kurier zwei Mal pro Monat, jetzt in der Vorweihnachtszeit jede Woche. Je nachdem, wieviele Bestellungen eingegangen sind, dauert die Runde bis zwei oder drei Uhr nachmittags. «Kein Problem», sagt Adrian. «Einmal war mein Lieferwagen randvoll, da war ich bis fünf Uhr abends unterwegs».

Adrian führt genau Buch, was er eingeladen hat und was bereits ausgeliefert.
Adrian führt genau Buch, was er eingeladen hat und was bereits ausgeliefert.
Adrian muss gut überlegen, wie er die verschiedenen Pakete beim Einladen ordnet, damit er später in der richtigen Reihenfolge ausladen kann.
Adrian muss gut überlegen, wie er die verschiedenen Pakete beim Einladen ordnet, damit er später in der richtigen Reihenfolge ausladen kann.

Adrian arbeitet normalerweise in der Gärtnerei oder in der Werkstatt des Bernaville, aber er freut sich immer auf seinen Einsatz für den Kurier. «Ich bin gern unterwegs und gehe gerne in die Läden.» Auch geniesst er den Kontakt mit den Produzentinnen und Produzenten: «Sie fragen mich, wie es mir geht und wir plaudern kurz.» Viel Zeit zwischen den Stopps hat Adrian allerdings nicht, das Einzugsgebiet ist gross und reicht von Schwarzenburg bis Belp, mit vielen kurvenreichen Landstrassen dazwischen. Bei jedem Halt muss er ein- und ausladen, und die restliche Fracht manchmal neu organisieren, damit alles sicher verstaut ist. Waren, die er einlädt oder abliefert, hakt er auf einer Liste ab. Die Mittagspause teilt sich Adrian selbst ein und isst unterwegs, was er sich von zuhause mitgebracht hat oder kauft sich etwas.

Adrian ist bei der Stiftung Bernaville fest angestellt und wohnt selbständig in einer eigenen Wohnung. «Der Job als Gantrischkurier ist recht anforderungsreich, auch für Menschen ohne Beeinträchtigung», sagt Peter Schüpbach, der im Bernaville als Jobcoach arbeitet und neben anderen Angeboten auch den Kurierdienst für den Naturpark Gantrisch betreut. «Ich bin auch schon selbst gefahren – das ist gar nicht ohne. Adrian macht das super.» Ziel des Jobcoachs ist es, Menschen mit einer Einschränkung tage- oder wochenweise im ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Arbeit in der Stiftung Bernaville gibt Tagesstruktur und Wertschätzung. Es werden in acht verschiedenen Arbeitsbereichen qualitativ hochwertige Arbeitsleistungen erbracht. Adrian sagt «d Firma», wenn er vom Bernaville spricht – nicht ohne Stolz.

Karin Schmid vom Naturpark Gantrisch stellt für Adrian die Routenplanung zusammen.
Karin Schmid vom Naturpark Gantrisch stellt für Adrian die Routenplanung zusammen.

Für die beteiligten Betriebe ist der Kurierdienst eine grosse Erleichterung. «Dank dem Gantrischkurier müssen wir keinen eigenen Lieferungen fahren, die sich für uns als kleinerer Hof nicht rechnen würden», sagt Tinu Haldemann, der mit seiner Frau den Hof Haldemann in Gurzelen führt. Die Teigwaren, Konfitüren, eingelegten Gemüse, Güezi oder Geschenkkörbe der Haldemanns liefert Adrian jede zweite Woche im Gantrischgebiet aus. Daneben genügt es, wenn der Vater von Tinu Haldemann jeweils montags die frischen Eier der rund 500 Legehennen zu den Abnehmerinnen und Abnehmern der Region oder auch zum Loeb Bern fährt. Die restlichen Produkte verkaufen sie ab Hof im eigenen Hofladen.

Peter Schüpbach ist zuversichtlich, dass Adrian seinen Job als Gantrischkurier auch in Zukunft weiter ausübt. «Das ist überhaupt nicht selbstverständlich, früher hatten wir mehrere Wechsel.» Auch Adrian sieht das so, der seit drei Jahren den Führerschein besitzt und auch privat gerne mit dem eigenen Auto unterwegs ist. «Ich hatte eine gute Fahrlehrerin», erinnert er sich. Für Adrian ist klar: «Ich fahre weiter für den Kurier, das habe ich Pesche auch schon gesagt. Der Zukunft blickt er gelassen entgegen. «Mau luege was chunnt.»

Jobcoach der Stiftung Bernaville

Das Programm «Jobcoach» der Stiftung Bernaville unterstützt Menschen mit Beeinträchtigung bei der arbeitsmarktlichen Integration und bietet Unternehmen die Möglichkeit, Arbeiten, die vor allem Handarbeit erfordern, durch Mitarbeiter des Programms ausführen zu lassen.